FilmFaktum Splitter

Engagement für Demokratie

Wir wollen den Impuls an das Publikum weitergeben, dass Demokratie etwas unfassbar Wertvolles ist, wir es aber alle selbst in die Hand nehmen müssen, sie jeden Tag wieder zu verteidigen und sie nicht als gegeben anzunehmen.
Mehr dazu im Interview mit der Badischen Zeitung

„Blut muss fließen – die Tour“

Die Tour mit unserem Film „Blut muss fließen“ – Undercover unter Nazis läuft gerade wieder auf Hochtouren (siehe Tourtermine). Wir sind unter anderem im Zolleralbkreis unterwegs, hier gibt es hohen Bedarf für Aufklärung und engagiertes Eintreten für Demokratie. Gleichzeitig verdichten sich Hinweise in der Bundeswehr auf den zumindest grob fahrlässigen Umgang mit Menschen, die sich klar gegen eine demokratische, auf den Grundwerten der UN-Menschenrechtscharta basierende Verfassung stellen.Wie kann es sein, dass bei der Bundeswehr über Jahre hinweg Hinweisen auf demokratiefeindliche Tendenzen nicht entschieden nachgegangen wird – eine Armee, die ja gerade westliche Grundwerte und das Grundgesetz verteidigen soll?

Wie kann es sein, dass der Generalbundesanwalt stur an der nicht bewiesenen These festhält, die Polizistin Michele Kiesewetter sei ein Zufallsopfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (“NSU“) vor zehn Jahren in Heilbronn. Diese These bezweifelt zum Beispiel auch der Vorsitzende des zweiten Bundestag-Untersuchungsausschusses, Clemens Binninger. Und er hat gute Gründe dafür, wie auch unser Rechercheprojekt „Heilbronn-Komplex“ zum „NSU“ zeigt. Unsere Veranstaltung zum 10. Todestag von Michele Kiesewetter war gut besucht und die Diskussion war auf dem Podium und mit dem Publikum intensiv. Leider hat die Badische Zeitung über diese Veranstaltung in einer Weise berichtet, die das Versagen der Sicherheitsbehörden großteils herunterspielte und entpolitisierte. Zum Beispiel die Aussage unseres Films darauf zu reduzieren, dass die Polizei nur aufgrund fehlender Ausbildung nicht konsequent gegen die gefährlichen Rechtsrockkonzerte vorgeht, gibt den Tenor unseres Dokumentarfilms nun wirklich nicht korrekt wieder. Voll korrekt war dagegen der Hinweis, dass alle auf dem Podium eine klare Absage an Verschwörungstheorien artikulierten (hier geht es zum Artikel in der Badischen Zeitung). Leider kann das von der ARD-Dokumentation zum Mord an Michele Kiesewetter nicht gesagt werden: Wirre Verwirrung statt profunde Recherche wurde präsentiert, viel Spekulatives, Irrelevantes mit Nebensächlichem aneinandergereiht und schließlich auch noch das Opfer ins Zwielicht gestellt. Das private und dienstliche Umfeld von Michele Kiesewetter ist sicherlich auch in die Untersuchungen rund um den Mord auf der Heilbronner Theresienwiese einzubeziehen, aber nur mit sauberer Recherche und nicht mit Vermutungen. Ein öffentlich-rechtlicher Sender darf einen Film von dieser „Qualität“ nicht ausstrahlen. Nach dem Dreiteiler zum „Nationalsozialistischen Untergrund“ eine weitere Blamage der ARD. Wie will dieser Senderverbund da noch den Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden Versagen im Kontext von „NSU“ vorwerfen – was ohne Zweifel angebracht ist. Auf jeden Fall zeigt sich an diesem Beispiel wieder einmal, wie wichtig unabhängige Recherche und Filmproduktion mit langem Atem ist.

Nun war ich die letzten Tage im Zollernalbkreis unterwegs, dank einer Caritas- Mitarbeitern konnte ich unseren Film „Blut muss fließen“ – Undercover unter Nazis endlich an vier Schulen in der Region zeigen. Es wurde in den Diskussionsrunden danach deutlich, wie dringend hier zivilgesellschaftliches Engagement gefördert werden muss gegen Nazis und Rechtspopulisten, denen viel Raum gegeben wird. Der folgende Zeitungsbericht in der Hohenzollerischen Zeitung gibt einen Einblick: Hohenzollersche_Ztg_Burladingen_060517

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Ein Morgen vor Lampedusa

Die Filmtour ist gleichzeitig eine Entdeckungstour, immer wieder. Als ich im Rahmen eines Seminars der Gewerkschaft IGBCE unseren Film zeigte und am nächsten Vormittag noch ausgiebig diskutierte, konnte ich dann am Abend eine szenische Lesung mit Musik erleben, die das fürchterliche Geschehen am 3. Oktober 2013 zum Thema hat: 366 Geflüchtete ertranken damals vor Lampedusa. Menschen, die aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Syrien vor Krieg und Armut geflohen sind mit der großen Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben jenseits der Heimat, die keine Zukunftsperspektive mehr geboten hat.

Diese szenische Lesung rüttelt auf und zeigt exemplarisch das Versagen Europas vor dem Hintergrund der Werte, für die dieser Kontinent angeblich steht und die er zu leben vorgibt.

FilmFaktum wird versuchen, diese Lesung im Herbst 2017 in Freiburg zu realisieren. Wer dazu Ideen hat und gerne mitarbeiten will, kann uns gerne unter info@filmfaktum.de schreiben.

Hier der Link zum Projekt „Unser Herz schlägt auf Lampedusa“:

www.lampedusa-hannover.de


Hier finden Sie ältere Beiträge aus der Rubrik „Aktuelles Fenster“:

„Blut muss fließen“ – Undercover unter Nazis im Bildungszentrum, Januar 2017

Der Busfahrplan und die Jungnazis, Dezember 2016