Im Zentrum der Langzeitbeobachtung über fünfzehn Jahre steht die Schwarzwälder Baufirma Domiziel. Sie versucht, ökonomisches Handeln und soziales Engagement bei der täglichen Arbeit zu vereinen. Und dabei auch sozialen Wohnungsbau zu betreiben, der in letzter Zeit so gut wie nicht mehr stattgefunden hat – praktisch keiner wollte hier mehr investieren. Die Folgen werden nun deutlich, bundesweit wird der Mangel an bezahlbarem Wohnraum beklagt.
Das Konzept, mit dem Domiziel startet: Es werden Menschen ins professionelle Bauteam geholt, die keiner will – weil Obdachlose, Strafgefangene etc. weithin als „kaum integrierbar“ gelten. Dieses Team saniert alte, häufig das Ortsbild prägende Häuser, die keiner mehr will – denn nach heutigen Gewinnvorstellungen ist das nicht rentabel genug. In diese sanierten Häuser ziehen dann unter anderem auch wieder Menschen ein, die keiner will – mit ihnen sind ja keine optimalen Mietpreise zu erzielen.
Karl ist einer der Protagonisten im Film, der nach ein paar Monaten Obdachlosigkeit zu Domiziel kommt und so wieder Fuß fassen kann in der Arbeitswelt. Mehr noch: Er kann schließlich auch eine Wohnung beziehen im ehemaligen „Gasthaus zum Hirschen“, den Domiziel nach jahrelangem Leerstand auch dank seiner Mitarbeit zu neuem Leben erweckt. Das Gebäude bietet jetzt Raum für Familien, eine privat organisierte Demenzgruppe und Menschen wie Karl.
Das Konzept von Domiziel über eine lange Periode zu beobachten, eröffnet die Chance auf ehrliche Antworten. Zum Beispiel zu folgenden, durchaus grundsätzlichen Fragen: Was wird aus einem sozialen Projekt wie dem renovierten „Gasthaus zum Hirschen“ über einen größeren Zeitraum hinweg? Kann sich Karl in seinem neuen Zuhause auch langfristig stabilisieren? Gelingt einem Projekt a la Domiziel das Überleben in einer Branche, in der ökonomische und nicht soziale Aspekte im Vordergrund stehen?
Ein Dokumentarfilm von Peter Ohlendorf, Länge 90 Minuten
Auschnitt aus dem Dokumentarfilm „Die keiner will – von Menschen und Häusern“